… so stellt sich Cordelia Schnell die denkmalgeschützte Villa mit angrenzendem Garten vor, als sie vor drei Jahren die Leitung im SterniPark-Kinderhaus in der Schönenfelder Straße übernimmt.
Dank ihres schier unerschöpflichen Engagements, der tollen Unterstützung durch ihr Team und mit Spenden der WAHA Wilhelmsburger Fußball-Altherren- Auswahl von 1967 e.V., wird der Garten nun völlig neugestaltet: als naturnaher Spielplatz, auf dem die Kinder "die Jahreszeiten mit allen Sinnen erspüren" können. In den letzten drei Jahren haben die Erzieher unter Cordelias Leitung im Garten immer wieder für Abwechslung gesorgt: Weidenruten-Tipi, Matschküche, geflochtene Hecken – die Kinder helfen schon beim Bau mit, lernen den Umgang mit Naturmaterialien kennen und genießen das Spiel im Freien.
Doch auch über die Grenzen der Kita hinaus schafft Cordelia für die Kleinen Berührungspunkte mit Flora und Fauna. So initiierte sie eine Tierpatenschaft für drei Zirkustiere, die von den Kindern einen Sommer lang besucht, mit Äpfeln und Brot versorgt und auf diese Weise besser kennengelernt werden konnten. Dieser naturnahe Ansatz des Kinder- und Jugendhilfeträgers SterniPark ist ein guter Weg, die Phantasie der Kinder anzuregen und gleichzeitig ihre Sprachentwicklung zu fördern – in einer "Sprachkita" ein besonders wichtiger Aspekt. "Kinder erzählen am liebsten selbst erlebte Geschichten", erkennt Cordelia.
Einen phantasie-anregenden Raum für diese Geschichten möchte sie den Kindern täglich bieten.
Dieses Engagement zahlt sich vor allem für die Kinder aus: Jahr für Jahr wird das SterniPark Kinderhaus als "Kita 21" ausgezeichnet. Diese erfreuliche Entwicklung bleibt auch Holger Prischmann nicht verborgen. Jedes Jahr begleitet er als Bürgernaher Beamter den Laternenumzug der Kita und kennt daher das Haus und die Leiterin.
Holger regte als Spendenausschuss-vorsitzender der WAHA an, in Spielgeräte für den Garten zu investieren und trifft damit genau ins Schwarze. Cordelia sieht ihre Vision in greifbarer Nähe und beginnt mit der Planung, welche mit dem Antrag auf Spendengelder aus dem WAHA Spendentopf beginnt. Alle 2 Monate trifft sich der Spendenausschuss der WAHA um eingehende Anträge zu prüfen, abzulehnen oder eben anzunehmen. Die Anträge müssen ausführlich, begründet und eben satzungsgemäß sein. Auch spielt die Dringlichkeit bei der Entscheidung eine große Rolle.
Cordelia entdeckt bei ihrer Planung dann Heinrich Benjes' "Heilsames Durcheinander" – eine Anleitung zur Schaffung "naturnaher Freiräume". Begeistert nimmt sie Kontakt zu dem Autor auf, lädt ihn in die Kita ein und tauscht mit ihm Ideen und Anregungen aus.
Für die professionelle und nachhaltige Umsetzung der Pläne wird die Firma Biotop engagiert, deren Entwurf „Kletterspaß & Wasserwelt“ sie der Altherrenauswahl zukommen lässt.
Noch am Tag der Spendenausschuss-Sitzung kommt der Anruf: Die volle Summe von unglaublichen 14.792,89€ für die Neugestaltung wird von der Altherrenauswahl übernommen! So lieben wir Wilhelmsburg: Wo die richtigen Leute zusammenkommen, entstehen wunderbare Dinge! Bereits seit über 50 Jahren sammelt die WAHA durch Benefizspiele und Aktionen, Spendengelder für gehandikapte Kinder der Elbinsel. Über 1.000.000 Euro Spendengelder konnten im Laufe der Jahre eingesetzt werden, um mit kleinen und großen Projekten das Leben der Kinder im Stadtteil Wilhelmsburg leichter und fröhlicher zu machen.
Das Projekt „Kletterspaß & Wasserwelt“ ist auch für die WAHA ein außergewöhnliches und aufwendiges Projekt.
So große Spendensummen zu vergeben, kommt nicht alle Tage vor. Im Rahmen des Sommerfestes wird der neu gestaltete Garten am Freitag, 22. Juni 2018 um 15 Uhr feierlich eingeweiht – alle Kinder, Eltern und interessierten Wilhelmsburger sind herzlich willkommen! Neben den neu zu bewundernden Spielmöglichkeiten gibt es wie in jedem Jahr tolle Spielstationen und köstliche Leckereien aus aller Welt.
Wie oft habe ich das schon erlebt: Da kommst du als Berater für Freiraumgestaltung in eine Schule oder in einen Kindergarten und weißt schon in der ersten Minute, wie da der Hase läuft, ob er hinkt oder hoppelt.
Hier tanzt er:
In der Schönenfelder Straße in Wilhelmsburg!
Es geht schon bei der Begrüßung los. Ich brauche den Weg von der S-Bahn zum Kinderhaus nicht zu suchen, die Kita-Leiterin holt mich ab. Dann ein freundlicher Empfang mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen zwischen Getrippel und Getrappel und Telefonklingeln und Elternberatung mit Dolmetscher-Hilfe. Und über allem eine wohltuende Gelassenheit.
Ich steige die breite Treppe des alten Gebäudes runter zum Spielgelände – und staune: Auf dem nur 30 x 20 Meter kleinen Platz laufen und krabbeln und spielen die Kinder unter großen Bäumen so friedlich, dass einem alten Pädagogen das Herz aufgeht.
Bei genauerem Hinsehen erkenne ich einige der im Gelände mit Umsicht verteilten freundlichen „Spielbegleiter“: Eine einladende Sitzecke neben dem alten Holunder, eine versteckte Nische beim Apfelbaum, ein Plätzchen zum Bolzen für den HSV-Nachwuchs und – eine riesengroße Pfütze!
Und hier kommt die hohe Politik ins Spiel: Da hocken nebeneinander zwei dreijährige Mädchen am Rande ihres Sees – das eine dunkel, das andere hell – und füllen behutsam mit ihren Schäufelchen Matsch in einen Eimer. Dieselben Bewegungen! Dieselben Gesichter! Dieselbe Andacht!
Können wir, so geht es mir bei diesem zauberhaften Bild der Eintracht durch den Kopf, können wir aus dem See der Kleinen nicht das Meer der Großen machen?
Was in einem freundlichen Kinderhaus in Wilhelmsburg möglich und so selbstverständlich ist, könnte das nicht auch im Haus der Weltpolitik möglich und selbstverständlich sein?
Heinrich Benjes
Lieber Holger Prischmann, lieber Rüdiger Schaar,
an dieser Stelle erst einmal vielen Dank für den Vorschlag, dass Ihr unser Kinderhaus Schönenfelder Straße mit einer Spende unterstützen wollt. Das wär echt richtig klasse!
Aus diesem Impuls heraus sprach ich mit den Erzieherinnen, welche Spielgeräte auf unserem Freigelände sinnvoll sind und was noch wichtiger ist, ich beobachtete wieder einmal unsere Kinder: was weckt ihre Neugier, womit spielen sie und was fördert sie…
Dann las ich zwei Bücher von Heinrich Benjes und nahm Kontakt zu ihm auf. Er ist mit seinen 82 Jahren schon sehr lang in Sachen „lebensfrohe, einfache und kinderfreundliche Gestaltung von Kindergärten und Schulen“ unterwegs. www.holunderschule.de/holudabu.html
>> Er stellt heraus, dass Steine, Findlinge, Wasserlöcher, Gräben, Baumstämme und Wurzeln die besten Spielgeräte für Kinder seien. Ein mit Büschen begrüntes und gegliedertes Gelände biete zudem viele Nischen und Rückzugsmöglichkeiten, zumal es auf dem Gelände ruhiger werde. Und fehlen dürfe natürlich auch nicht eine große Sandfläche. Spannend sei zu beobachten, was auf so einer freien Sandfläche in kurzer Zeit alles entstehe. Die Kinder fingen dort an Häuser, ganze Dörfer mit Straßen zu bauen, auch Tunnel zu graben, und gegebenenfalls zu überlegen, wie man einen solchen Tunnel stabilisieren könnte „Dort werden Ingenieure geboren“ :)
“... wie sie spielen, so werden sie“ und so sprach ich mit Herrn Bergmann und Herrn Klockenbring von der Firma Biotop, die für uns einen Vorschlag für eine Kletter- & Wasserwelt entwickelten. Dieser erreichte mich erst kurz vor Ostern, sodass ich den Kostenvoranschlag heute direkt an Euch weitergebe.
Falls Ihr mehr Details oder Informationen braucht (z.B. Antworten bzgl. unserer Kinder im Alter von 0-6 Jahren hinsichtlich Sprachstandserhebung, notwendiger Bewegungskompetenzen oder zur Verteilung wie viele Kulturen in unserem Hause vertreten sind o.ä. ) bin ich hier per Mail oder gern mobil zu erreichen.
Wünsche eine schöne kurze Woche und freue mich darauf, von Euch zu hören.
Herzliche Grüße
Cordelia Schnell
Hausleitung
Kinderhaus Schönenfelder Straße 5 21109 Hamburg
Von unseren fast hundert Kindern haben wir einen Migrationsanteil von 98%, d.h. diese Kinder lernen Deutsch als Zweitsprache. Für sie ist es, je nach Eintrittsalter bei ihrer Eingewöhnung in eine Kita-Gruppe, eine besondere Herausforderung Deutsch zu lernen und sich untereinander mit Worten auszudrücken und somit verständlich zu machen. Aufgrund der verschiedenen Kulturen und je nach Elternhaus werden außerdem unterschiedliche Erziehungsstile sichtbar, d.h. in welchem Maße sich die Familien mit ihren Kindern beschäftigen, wenn sie nicht hier in der Kita sind. Für viele sind ein Spaziergang in der Natur und damit verbundene Erfahrungen eher die Ausnahme, erst recht bei Wind und Wetter.
In keinem anderen Lebensalter spielt jedoch Bewegung eine so große Rolle wie in der Kindheit. Sie zählt zu den elementaren Ausdrucksformen von Kindern und ist Kennzeichen ihrer Lebensfreude und Vitalität: Kinder rennen und springen, schaukeln und balancieren, wo immer sie dazu Gelegenheit haben. Dies tun sie aus Lust an der Tätigkeit und den damit verbundenen Empfindungen, aber auch aus Interesse an Dingen, mit denen sie umgehen und deren Funktionsweisen sie kennenlernen wollen. Zu wenig Bewegung, fehlende Fingerfertigkeit, keine Eltern als Vorbilder und moderne Geräte wie Smartphones und Tablets führen dazu, dass viele Kinder nicht mal mehr gerade rückwärtsgehen oder freihändig auf einem Bein stehen können. Auch Aufgaben, die Fingerfertigkeit erfordern, wie etwa einen Faden einfädeln oder eine Schleife am Schuh binden, sind meist nicht mehr nötig durch Klettverschlüsse und Druckknöpfe. Dadurch prägen sich Grob- und Feinmotorik nicht mehr gut aus.
Wie können wir im Kinderhaus darauf einwirken?
Früher haben Kinder viel draußen gespielt, sind rumgehüpft und auf Bäume geklettert. Holen wir doch einfach diese Bedingungen zu uns, indem wir auf dem Freigelände naturnahe Bedingungen schaffen: „Kletterspaß & Wasserwelt“ lädt die Kinder ein, auf Stämmen, Podesten, Kokostampen und Hüpfpollern zu balancieren, zu hüpfen, drunter zu klettern, oben drauf zu spielen, reinzukrabbeln, sich zu verstecken, auszuruhen, im Modder zu spielen, zu schippen, zu buddeln, Schiffchen zu bauen, Dinge sinken oder schwimmen zu lassen..
Was ist unser Beitrag?
Vor 3 Jahren fing ich mit unserer Crew an, das Außengelände unseres Kindergartens Stück für Stück naturnah und damit lebendiger zu gestalten, denn naturnahe Gestaltung bringt Bewegung. So entstanden bereits mit Bordmitteln, persönlichem Einsatz und gemeinsam mit den Kindern ein Weidentipi, eine Sandlandschaft und eine kleine Weidennische. Dies ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, doch immerhin ein Anfang – denn wenn etwas zum Spielen einlädt, dann sind es Stöcker und Steine. Hier geht es ums Fühlen und Begreifen. Dieses naturnahe Freigelände wird in den einzelnen Gruppen mit Projekten und Experimenten ergänzt.
In unserem Haus arbeiten wir außerdem als Sprachkita nach den Grundsätzen von KITA 21 – das bedeutet, wir schaffen Räume für mehr Bewegung, entwickeln stets auf Neue Impulse für Sprachanlässe und Möglichkeiten für nachhaltige Bildung:
„Auf die Plätze, fertig, los!“
Cordelia Schnell,
Einrichtungsleiterin des SterniPark Kinderhauses Schönenfelder Straße